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Grillen auf Hawaii

Noch haben es die Reisebüros nicht in ihrem Angebot: Grillen auf Hawaii - wirklich etwas ganz Besonderes, auch für die, die sonst nicht viel mit Grillen am Hut haben. Grillen in vielen unterschiedlichen Variationen - das konnte sich nur in der geographischen Abgeschiedenheit der Hawaii-Inseln entwickeln. Die Inselgruppe ist erst vor 72 Millionen Jahren entstanden. Da war von Grillen natürlich zunächst noch gar keine Rede. Aber heute gibt es dort bereits mindestens 37 Arten von Grillen, die sich hauptsächlich am Gesang der Männchen unterscheiden lassen.

Ihr Liebesgesang ist wohl auch der Grund für die schnelle Entstehung der zahlreichen neuen Arten. Denn die Weibchen machen die Wahl ihres Partners ganz von dessen Gesangskünsten abhängig. Und viele Männchen wechseln ihren Liebessong häufig - gemessen an den Zeitmaßstäben der Evolution. Aber mag das auch bei Grillenmännchen so sein, auf grillende Menschen könnte man dieses Prinzip der sexuellen Selektion sicherlich nicht so ohne weiteres übertragen.

Viel interessanter als selbst zu grillen, sei es nach Ansicht der Autorinnen jedenfalls, Grillen auf Hawaii zu beobachten. Man könnte sie natürlich auch fangen und dann grillen. Geröstet sollen sie ja ausgesprochen lecker schmecken, was sich dort aber offenbar noch nicht herumgesprochen hat. Noch jedenfalls sieht man kaum jemanden Grillen grillen auf Hawaii.

Hirndoping erlaubt

Wenn ein Radfahrer ohne Doping genauso schnell ist, wie der andere mit, wer ist dann der bessere Sportler? Doch wohl der, der es ohne künstliche Hilfsmittel geschafft hat. Aber wenn ein Maler im Drogenrausch ein großes Kunstwerk schafft, fragt da hinterher jemand, wie es zustande gekommen ist? Wie viele Romane, Kurzgeschichten oder Glossen verdanken ihre Existenz – oder zumindest ihre Qualität – der Droge Nikotin? Wie viele Schriftsteller und Journalisten brauchen ein Mindestmaß an Alkohol oder ein Übermaß an Koffein, um besser zu sein als die anderen?

In einer Online-Umfrage der Fachzeitschrift "Nature", an der sich 1400 Wissenschaftler aus 60 Ländern beteiligt hatten, gab jeder fünfte zu, schon mal konzentrationssteigernde Medikamente wie Ritalin oder Modafinil eingenommen zu haben. Aber wenn die nächsten Nobelpreise vergeben werden, wen interessiert es dann noch, ob und welche Aufputschmittel bei der Forschung mit im Spiel gewesen sind? Wenn man um die Wette läuft, sind Blut- und Muskeldoping nicht erlaubt. Wenn man um die Wette forscht, fordert niemand Blutkontrollen auf Hirndoping.

Ein wissenschaftlicher Durchbruch, ein fantastisches Gemälde oder ein großer Roman behalten für die Öffentlichkeit ihren Wert, unabhängig davon, wie sie entstanden sind. Ein sportlicher Sieg dagegen, bei dem Medikamente nachgeholfen haben, wird nachträglich aberkannt. Die mittelmäßige Leistung, auch wenn sie ganz ohne Stimulantien erbracht wurde, bleibt eben nur eine mittelmäßige Leistung. Was hätte zum Beispiel aus diesem Text werden können, wenn nicht der Autor die Selbstdisziplin aufgebracht hätte, jeder Form von pharmakologischem Neuro-Enhancement zu wider-stehen?

Seitwärts!

Seitwärts bewegt sich der Mensch eher selten. Auch im Tierreich ist diese Gangart nur wenig verbreitet. Verschiedene Krebse tun es - angeblich weil ihr Körper breiter ist als lang. Wegen der dadurch gedrängten Anordnung ihrer zahlreichen Beine können sie sich schneller nach rechts oder links bewegen als geradeaus zu stolpern. Durch das Seitwärtsgehen haben sie eine bessere Chance, ihren Feinden zu entwischen. Auch einige Wüstenschlangen - obwohl eindeutig länger als breit und nicht fähig, über Beine zu stolpern - benutzen eine seitwärts windende Bewegung zur schnellen Flucht über den heißen Sand. Menschen dagegen - ganz gleich ob breiter als lang oder länger als breit - sieht man höchst selten seitwärts gehen und schon gar nicht, wenn's schnell gehen soll.

An der Börse wiederum ist die Seitwärtsbewegung häufig zu beobachten - weniger bei den Börsianern, von denen es sowohl breite als auch lange Exemplare gibt - als vielmehr bei den Wert-papierkursen. Ein Kurs, der weder fällt noch steigt, bewegt sich seitwärts. Stillstand gibt es nicht. Vielleicht sollten wir uns daran mal ein Beispiel nehmen: Sich seitwärts bewegen anstatt nicht voranzu-kommen. Stagnierendes Einkommen oder Nullwachstum auch auf anderen Gebieten wären dann nur Spielarten von Seitwärtsbewe-gungen. Vielleicht ginge überhaupt alles viel besser, wenn wir uns in jeder Hinsicht einfach mehr seitwärts bewegen würden. Solange bis es wieder aufwärts geht, versteht sich.

Von Kampfhunden und gefährlichen Autos

Durch Autos werden mehr Kinder getötet als durch Hunde. Da haben die Kampfhundebesitzer Recht. Und der Vergleich ist ja auch gar nicht so abwegig. Sowohl Autos als auch Hunde lassen sich in verschiedene Gefahrenklassen einteilen, für beide zahlt man Steuern, beide dienen als Statussymbol, beide können Menschen töten. Für Kampfhunde gilt das Tierschutzgesetz, Autos stehen unter dem Schutz des ADAC.

Aber es gibt auch ganz klare Unterschiede. Schließlich kann man selbst mit dem besterzogenen Kampfhund keine Bierkästen transportieren und vor allem: Hunde schaffen kaum Arbeitsplätze. Also sind Autos ein notwendiges Übel, Kampfhunde dagegen ein nicht notwendiges. Aber so nüchtern kann man die Sache ja auch nicht betrachten. Denken wir nur an die vielen einsamen alten Menschen, die an ihrem Kampfhund hängen. Kampfhundebesitzer lieben ihren Pitbull wie andere ihren Goldhamster. Oder ihren Porsche.

Also Gleichbehandlung für alle: Überprüfung der Halter auf persönliche Eignung, Wesenstests für Hund und Auto, Verbot von Produktion, Haltung und Einfuhr gefährlicher Auto- und Hunderassen, auto- und kampfhundefreie Zonen für die Innenstädte. Die völlig unverständliche Forderung nach einem "Hundeführerschein" würde die Sache ja nur noch verschlimmern. Und überhaupt, so ein kleiner Pitbull kommt doch gar nicht ans Gaspedal.

Froschjagd mit Pfeil und Bogen

Der bei uns eingewanderte Nordameri-kanische Ochsenfrosch gehört nicht zu den Pfeilgiftfröschen. Es wird allerdings mancherorts mit Pfeilen auf ihn geschossen. Aber nicht mit Giftpfeilen. Man jagt ihn deshalb, weil die Kaulquappen des Ochsenfrosches ein Gift absondern, das bewirkt, dass sich die Kaulquappen unserer einheimischen Frösche schlechter entwickeln. Diese chemische Kriegsführung finden deutsche Naturschützer nicht fair. Um einer fortschreitenden Amerikanisierung deut-scher Feuchtbiotope entgegenzu-wirken, rudern sie mit Bogenschützen nachts durch die Rheinauen bei Karlsruhe und machen Jagd auf die Riesenamphibien. Der Ochsenfrosch (Rana catesbeiana) ist nachtaktiv und lässt sich besser vom Boot als vom Ufer aus erlegen – am besten im Frühjahr, vor der Eiablage.

Bis zu 25.000 Eier kann das Weibchen legen, wenn es nicht vorher dem lautlosen Schuss eines Ochsenfrosch-jägers zum Opfer fällt. Mit einem Gewehr könnte man ja pro Nacht nur einen einzigen Treffer erzielen, weil nach dem ersten Schuss alle Frösche abgetaucht sein dürften. Gut, dass der Ochsenfrosch nicht so winzig ist wie viele Pfeil-giftfrösche. Die sind so klein, dass Bogenschützen kaum erfolgreich wären.

Jedenfalls sollten Amphibienfreunde und andere Naturliebhaber im Frühjahr bis auf Weiteres die Ufernähe bestimmter Regionen der Rheinauen meiden, so lange es dunkel ist. Und wer in der Gegend wohnt und gelegentlich nachts aus der Ferne ein Quaken hört, das ganz plötzlich abbricht, der weiß jetzt, dass dann ein Bogenschütze wieder mal getroffen hat.

Klonerie

Ich klone regelmäßig. Seit Jahren schon. Der Herbst ist die günstigste Jahreszeit dafür. Lange bevor das Thema in die Schlagzeilen gelangt ist, hatte ich bereits damit angefangen. Dabei war mir zunächst gar nicht bewusst, was ich da eigentlich tat. Ich habe auch nie ein großes Aufheben darum gemacht. Schließlich klonte ich ja nur für den Eigenbedarf. Daher halte ich von einem generellen Klonverbot natürlich gar nichts. Nur in bestimmten Fällen wäre es vielleicht wirklich angebracht, die Erzeugung genetisch identischer Kopien von Lebewesen zu verbieten. Es gibt schließlich welche, die sind in einfacher Ausführung schon eine Zumutung.

Ich habe das Klonen immer ganz offen praktiziert. Die Technik war schnell gelernt. Angefangen hatte es damit, dass mich mein Opa dazu anstiftete, Freilandversuche mit Fragaria ananassa durchzuführen. Wenn Greenpeace damals dahinter gekommen wäre, die hätten wahrscheinlich in einer Nachtaktion unseren ganzen Garten umgepflügt. Dabei waren wir nicht die einzigen, die in jedem Frühherbst klonten, indem wir die Ausläufer unserer Erdbeeren in neue Beete pflanzten. Solche Klone verbessern die Ernte im nächsten Jahr. Dass es Früchte von geklonten Pflanzen waren, ist aber nie jemandem aufgefallen. Und unser Nachbar, der immer als erster kosten musste, hat sie stets gut vertragen. Über 80 ist der geworden.

Übrigens: Meine Mutter klont sogar öfter im Jahr. Bei vielen Zimmerpflanzen ist das gar kein Problem. Also, ich verstehe diese ganze Diskussion um das Für und Wider des Klonens überhaupt nicht. Solange es schmeckt oder gut aussieht - warum nicht?

Luftbrücke für den Laubfrosch

Es gibt Frösche, die weigern sich einfach, Amphibientunnel zu benutzen. Unser Laubfrosch ist so einer. Selber schuld, könnte man sagen. Aber er steht schließlich unter Naturschutz, muss also geschützt werden, ob er will oder nicht. Nun gibt es ja auch Menschen, die keine Unterführungen benutzen und es bevorzugen, überirdisch über die Straße zu sprinten. Die kann man direkt fragen, warum sie das tun - zumindest diejenigen, die dieses Verhalten bisher noch nicht mit dem Leben bezahlt haben. Der Laubfrosch dagegen hat seine ablehnende Haltung gegenüber dem Krötentunnel bisher noch nicht erläutert. Es heißt, er meide die dunklen, stickigen Gänge, weil es nun einmal seine Art wäre, in Baum und Strauch herum-zuklettern - wie ja auch sein Name Hyla arborea bereits sagt. Daher würde er eine oberirdische Route über den Asphalt bevorzugen. So ein Tunnel wäre für ihn einfach nicht artgerecht.

Vielleicht mag er ja auch die Erdkröten nicht, die zu den häufigsten Tunnel-passanten zählen. Die transpirieren möglicherweise fürchterlich. Und außer-dem: Wenn auf halbem Weg einige dieser dicken Kröten stecken bleiben, so dass sie weder vor noch zurück können - wie leicht könnte dann eine Panik ausbrechen! Und da hätte der Laubfrosch als einer der kleinsten Tunnelbenutzer sehr schlechte Karten.

Als Lösung des Problems würde sich eine Luftbrücke anbieten. Eine grazile Holzkonstruktion, über die sich die Fröschlein artgerecht auf die andere Straßenseite hinüberhangeln könnten. Solange zumindest, bis die Störche, Krähen und Greifvögel davon Wind bekommen.

Wenn Kastanien schweben

Einige Pflanzen nutzen den Wind, um ihre Samen möglichst weit zu verbreiten. Anemochorie nennt man das. Um dies optimal zu nutzen, statten manche ihre Samen mit Schwebefortsätzen aus. Dann bleiben sie länger in der Luft und können weitere Strecken zurücklegen. Der Ahorn zum Beispiel bildet Samen mit Propellerflügeln und die Samen der Pusteblume reisen mit Fallschirmen.

Auch die Früchte der Rosskastanie besitzen, wenn sie noch mit ihren grünen Hüllen am Baum hängen, Schwebefortsätze in Form von Stacheln - die allerdings meist nicht funktionieren. Die allermeisten Kastanien plumpsen senkrecht in die Tiefe, fallen wie ein Stein zu Boden. Falls sie nicht von einem Tier davongetragen werden, haben die daraus hervorgehenden Keimlinge nur geringe Überlebenschancen. Denn im Schatten des mütterlichen Baumes können sie sich kaum jemals zu einem ausgewachsenen Baum entwickeln. Die wenigen Früchte aber, denen es dank funktionierender Schwebefortsätze gelingt, vom Winde verweht, an einem entfernten, günstigeren Standort zu landen, haben weit bessere Entwicklungsmöglichkeiten.

Es lohnt sich, bei windigem Spätsommerwetter einmal vor einem Kastanienbaum darauf zu warten, dass sich eine Frucht löst und - statt, wie die meisten, abzustürzen - langsam davonschwebt: ein seltenes und unvergessliches Naturschauspiel. Und kommt man einmal auf einem Spaziergang an einem mächtigen Kastanienbaum vorbei, der einsam in der Landschaft steht, dann weiß man genau: Der verdankt sein Dasein einer Kastanie, die es bis hierhin geschafft hat, einer Kastanie mit gut ausgebildeten, funktionstüchtigen Schwebefortsätzen.

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