Gelotologie - Joachim Czichos - Cartoons und mehr

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Gelotologie

Czience
Gespräch mit einem Lachforscher
(aus meinem Kabarett "We Laugh You")

A: "Gelatologe"? Ist das ein Eiscremeforscher?

PROF: Haha, ja, sehr witzig. "GelOtologe" heißt es. Hat nichts mit Gelati zu tun. Die
Gelotologie ist die Lachwissenschaft. Aber lassen Sie mich eins vorweg klarstellen:
Ich will Ihnen hier nichts vorlachen, äh vormachen. Also, ich bin nicht hier, um
die Leute zu belustigen, sondern um zu informieren. Was ich allerdings auch sehr
gerne tue. Ich muss zugeben, dass ich tatsächlich nicht allzu oft Gelegenheit habe,
außerhalb akademischer Kreise über mein Fachgebiet, das ja durchaus auch für ein
breiteres Publikum nicht uninteressant…

A: Herr Professor, Sie sind in der Tat der erste Lachforscher, den ich die Ehre habe,
kennen lernen zu dürfen. Bevor ich auf meine eigentliche Frage zurückkomme,
sagen Sie uns vielleicht – ganz kurz – worin Ihre Arbeit besteht.

PROF: Ich habe mich in meinem Fachbereich auf die Grundlagenforschung spezia-
lisiert. Vereinfacht ausgedrückt, erforsche ich die mentalen und körperlichen Vor-
gänge, die ablaufen, wenn der Mensch lacht. Umso mehr freue ich mich, heute ein-
mal meinen wissenschaftlichen Elfenbeinturm verlassen und das Podium der
Wissenschaftskongresse eintauschen zu können gegen eine .. äh, was ist das hier
eigentlich? Wo bin ich überhaupt?  Und wie bin ich hierher gekommen?

A: Herr Professor, wir hatten Sie eingeladen, um Ihnen einige Fragen zu stellen. Uns
interessiert vor allem: Wie funktioniert das Lachen?

PROF: Dazu muss man zunächst wissen, dass es sehr verschiedene Arten des
Lachens gibt – angefangen vom geheimnisvollen Mona-Lisa-Lächeln, über den ordi-
nären Pruster bis hin zum krankhaft hysterischen Lachkoller. Ich glaube, es ist das
Beste, wenn ich mich in der ersten Stunde meiner Ausführungen zunächst auf den
so genannten einfachen Lacher beschränke. Darunter versteht man eine ganz natür-
liche, unwillkürliche Laut- und Gefühlsäußerung, zu der alle Menschen auf der Welt
fähig sind. Der einfache Lacher dauert 2 Sekunden und besteht aus dem Ausstoß
einer schnellen Folge von 7 „Ha“-Lauten. Dabei wird bei einem guten Witz der Atem
im Stakkato mit einer Geschwindigkeit von bis zu 100 Stundenkilometern
ausgestoßen. Der Mann lacht mit 280 Schwingungen pro Sekunde, bei Frauen kann
die Frequenz auf nahezu unerträgliche 500 Schwingungen pro Sekunde ansteigen.
Meist lacht man auf den Vokal "A". Es ist der Laut, der sich ohne bewusste
Veränderungen des Stimmapparates ganz von selbst ergibt und dabei
ungehemmte Freude zum Ausdruck bringt. Weitaus seltener werden die Vokale O, E
und I benutzt, die aber meist mit zusätzlichen, in das Lachen hineingelegten
Gefühlen verbunden sind. So klingt bei einem verhaltenen "Ho ho"
immer so etwas mit wie "Ob das mal stimmt!" oder "Was Sie nicht sagen!"



Dagegen sind "He he he he" und "Hi hi hi hi" meist Ausdruck einer gekünstelten
Verklemmtheit. Der Vokal "U" ist für das Lachen ziemlich ungeeignet, wird aber
gelegentlich schon mal als Abschlusslaut eines längeren Gelächters verwendet.
Ein mit Sicherheit unechtes Lachen entsteht beim wechselnden Einsatz zweier
Vokale, also beispielsweise "Hahohahohahoha". Wenn Sie einmal jemanden so
lachen hören, können Sie sicher sein, dass es sich niemals um ein ehrliches, echtes
Lachen handeln kann. Ich freue mich, Ihnen damit auch mal einen ganz praktischen
Tipp mitgeben zu können, während ich ja ansonsten im Rahmen meiner
wissenschaftlichen Tätigkeit doch eher, nun ja, ….

A: Vielen Dank, Herr Professor. Das war sehr aufschlussreich.

PROF: Was die gesundheitlichen Auswirkungen des Lachens angeht, muss man
wissen, dass dabei zunächst mal der ganze Stoffwechsel verrückt spielt. Wenn man
aber die Anfangsphase überlebt hat, dann entspannt sich der ganze Körper für
längere Zeit und das ist dann gesund.
Der anfängliche Stress-Zustand zeigt sich darin, dass die Schultern zucken und der
Brustkorb bebt, das Zwerchfell hüpft, der Puls rast, und der Blutdruck steigt. Die
Nasenlöcher weiten und der Mund verbreitert sich, die Pupillen werden groß
und die Fingerkuppen feucht. 17 Gesichtsmuskeln treten in Aktion und lassen unter
anderem Freudentränen aus den Augen quellen.

Übrigens: Früher hat man geglaubt, dass sich bei starkem Lachen das Gehirn
krampfartig zusammenzieht und dass dabei – wie bei einem nassen Schwamm –
eine Flüssigkeit austritt, die dann in Form von Tränen aus den Augen fließt! Das ist
zwar eine sehr anschauliche, aber natürlich auch eine völlig unsinnige Erklärung.

Aber richtig ist, dass beim Lachen 80 bis 230 Muskeln im Körper in Bewegung
geraten. Die Atmung wird angeregt und dadurch die Sauerstoffversorgung
der Muskulatur verbessert. Im Gehirn werden Glückshormone ausgeschüttet.
Glückshormone oder Endorphine sind Botenstoffe mit einer euphorisierenden
Wirkung. Die gleichen, die auch beim Langstreckenlauf entstehen.
Nach dieser dramatischen Anfangsphase sinkt schließlich der Blutdruck wieder und
bleibt dann auch längere Zeit auf einem niedrigeren Niveau. Auch die Muskulatur
im gesamten Körper hat sich entspannt. Das erklärt auch, warum man sich vor
Lachen in die Hose machen kann. Weil nämlich auch die Schließmuskel …

A: Ich danke Ihnen, Herr Professor, für diese überaus interessanten Ausführungen.

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